Engagement für gleiche Teilhabe und politische Partizipation Eingewanderter
Aktionen
gegen die Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe geplant
Vor
30 Jahren, am 12. Dezember 1991 konstituierte sich der Kölner Runde
Tisch für Ausländerfreundlichkeit. Dabei waren die ehemaligen
Bundesminister Gerhard Baum und Katharina Focke, Oberbürgermeister
Norbert Burger, Jürgen Wilhelm vom Landschafts-verband Rheinland,
der Verleger Alfred Neven DuMont, Vertreter der Kirchen und
Gewerkschaften.
„Nach
einer Reihe von Anschlägen gegen Asylbewerberunterkünfte und
besonders nach den Ausschreitungen in Hoyerswerda haben wir in Köln
überlegt, wie wir ein Zeichen gegen Hass und Ausländerfeindlichkeit
setzen können. Ich habe damals mit Hilmar Ankerstein vom Vorstand
der Kölnischen Gesellschaft für christlich – jüdische
Zusammenarbeit die Initiative und zu einem Runden Tisch für
Ausländerfreundlichkeit eingeladen“ sagt Konrad Gilges,
langjähriger Sprecher des Runden Tisches und damals Kölner DGB
Vorsitzender.
Gemeinsam
mit den Künstlerinnen und Künstlern um die AG Arsch huh und
zahlreichen engagierten Bürgerinnen und Bürgern warb der Kölner
Runde Tisch für Ausländerfreund-lichkeit für Weltoffenheit,
Verständigung und die Überwindung von Vorurteilen. Den politischen
Parteien wurde ein Fairness Abkommen zu den Wahlen vorgelegt, in dem
sich diese verpflichteten nicht auf Kosten von Migrantinnen und
Migranten Wahlkampf zu betreiben und sie für gesellschaftliche
Missstände wir Kriminalität und Arbeitslosigkeit verantwortlich zu
machen.
Diese
Aktivitäten leiteten einen Bewusstseinswandel in der Kölner
Stadtgesellschaft ein.
„Nach
30 Jahren kann ich sagen, dass wir durchaus erfolgreich waren. Wir
als Runder Tisch haben immer wieder die demokratischen, die linken
und die liberalen Kräfte darauf aufmerksam gemacht, dass wir in Köln
entschieden dem Hass und der Fremdenfeind-lichkeit entgegentreten
müssen. Das ist gelungen und dadurch hat sich das politische Klima
in Köln positiv entwickelt“ bilanziert Gilges
Im
Jahr 2002 änderte sich die politische Orientierung. Erst seitdem
steht die Integration der Eingewanderten im Vordergrund. Dazu Bernd
Geiß, heute Vorsitzender des Fördervereins und damals bei der
Ausländerbeauftragten der Bundesregierung beschäftigt:
„Integration,
darunter wurde vor 30 Jahren überwiegend die Anpassung der, wie sie
genannt wurden „Ausländer“ an die deutsche Gesellschaft
verstanden. Dies ging hinauf bis in die Bundesregierung vor allem das
Bundesinnenministerium vertrat diese Auffassung. Der Kölner Runde
Tisch sah dies anders. Für uns bedeutete Integration das Erlernen
von Wissen und Kenntnissen, um sich hier gleichberechtigt beteiligen
zu können und teil-zuhaben. Dies betraf vor allem die Sprache und
die Strukturen auf dem Arbeitsmarkt, den Betrieben, in der Politik.
Allerdings waren die deutschen Einrichtungen wie etwa die Schulen
nicht offen, für ein solches Lernen. Hohe Hürden mussten überwunden
werden und mit Ausnahme des Landes NRW wurden die Sprache und die
Kultur der Eingewanderten und ihrer Angehörigen ausgeblendet.
Dies
hat sich sehr
geändert, herkunftssprachlicher Unterricht
und damit auch Vermittlung von Kultur wird heute in Türkisch, auch
Kurdisch, in arabischen und weiteren Sprachen unterrichtet. Ein
großes Problem bleibt die politische Beteiligung der Eingewanderten.
Zwar gibt es das kommunale Wahlrecht für Eingewanderte aus der EU,
aber immer noch nicht etwa für die Menschen aus der Türkei.“
War
in den Anfangsjahren das Engagement am Runden Tisch eine fast rein
deutsche Angelegenheit, so hat sich dies in den letzten Jahren
deutlich verändert. Bernd Geiss:
„Ein
Problem des Kölner Runden Tisches war in den ersten Jahren die
geringe Organisiertheit von Migrantinnen und Migranten. Es gab zu
wenig Organisationen und Persönlichkeiten, sodass der Kölner Runde
Tisch ebenso wie die damalige Ausländerbeauftragte, für die ich
tätig war, viele Themen für die Eingewanderten und weniger mit
ihnen bewegt hat. Dies hat sich grundlegend geändert. Heute
vertreten viele starke und sehr selbstbewusste Personen und
Organisationen der Migrantinnen und Migranten ihre Interessen auch am
Kölner Runden Tisch für Integration. Das bringt uns weiter.“
Ein
großes Problem bleibt die alltägliche Diskriminierung, vor allem
bei der Wohnungssuche
Hannelore
Bartscherer, langjährige Vorsitzende des Katholikenausschusses und
stellv. Sprecherin des Kölner Runden Tisches für Integration,
kritisiert.
„Unser
Motto ist „Gemeinsam sind wir Köln“. Ich wundere mich, dass wir
auch heute noch immer wieder darüber diskutieren müssen. Immer noch
werden Menschen auf Grund ihrer Herkunft, ihrer Sprache, ihrer
Religion ausgegrenzt, immer noch gibt es Schranken. Dabei müssten
doch gerade die Kölnerinnen und Kölner aus ihrer 2000-jährigen
Geschichte gelernt haben. Einwanderung hat unsere Stadt bereichert
und war und ist keine Bedrohung.
Wir
wissen, dass wir nur miteinander die Probleme lösen können. Das
gilt auch für den Wohnungsbau. Hier brauchen wir eine notwendende
Initiative. Zehn Jahre lang habe ich als Vorsitzende des
Katholikenausschusses Jahr für Jahr den Bau von 6000 Wohnungen, und
zwar bezahlbaren, gefordert und die Stadt war froh, wenn 600 gebaut
wurden. Wenn es an Wohnungen mangelt, dann wächst die Konkurrenz der
Wohnungssuchenden und gerade dann muss es bei der Vermietung gerecht
zugehen und alle die gleichen Chancen haben. Aber es bleibt ein
Skandal, dass Menschen in dieser Zeit kein Dach über dem Kopf haben,
und das müssen wir gemeinsam ändern“.
Der Kölner Runde Tisch für Integration hat darum die Initiative für mehr Chancengleichheit auf dem Wohnungsmarkt ergriffen. Wolfgang Uellenberg – van Dawen, Sprecher des Kölner Runden Tisches erläutert die Kernaliegen:
„Wir
planen Initiativen für eine bessere Beratung und Unterstützung der
von Diskrimi-nierung bei der Wohnungsvergabe Betroffenen zu
entwickeln. Wir wollen mit den Organisationen von Vermietern und
Mietern, mit der Wohnungswirtschaft das Gespräch suchen und sie für
unser Vorhaben gewinnen. Und wir möchten mit den Vereinen und
Organisationen von Migrant*innen, mit den Büros, die sich für
Gleichbehandlung einsetzen und mit der Stadt ein Netzwerk aufbauen,
an das sich Ratsuchende wenden können.“
Zur
Finanzierung dieser Aktivitäten startet der Kölner Runde Tisch für
Integration eine Spendenverdopplungsaktion in der Zeit vom 15.
Dezember 2021 bis zum 15. März 2022.
„Wir
danken der Stiftung von Erich und Roswitha Bethe. Sie stellt 3000
Euro zur Verfügung, wenn wir ebenfalls 3000 Euro aufbringen. Jeder
noch so kleine Beitrag ist hilfreich.“ Sagt Wolfgang Uellenberg-
van Dawen.