Der 8. April wird weltweit als offizieller Tag der Rom:nja gefeiert. Am 8. April 1971 fand die erste Konferenz der “Internationalen Roma Union“ in London statt. Dort wurden mehrere bedeutende Symbole des Roma-Volkes definiert: die Flagge, die Hymne und der Oberbegriff „Rom“.
Lesen Sie hier das Grußwort von Walburga Schürmann, der Vorsitzenden des Fördervereins Kölner Runder Tisch für Integration:
Sehr geehrter Herr Ruzdija Sejdovic, sehr geehrte Mitarbeitende, Mitglieder und Vorstand vom Rom e.V., sehr geehrte Mitglieder vom Integrationsrat, sehr geehrte Kölner Bürger*innen,
mein Name ist Walburga Schürmann und mir wurde heute die Ehre zuteil, für den Runden Tisch Integration ein Grußwort zum heutigen Welt-Roma-Tag zu sprechen.
Der Rom e.V. ist seit langem Mitglied im Runden Tisch und ein ebenso langjähriger, Partner im Einsatz für politische Teilhabe und politisches Engagement als auch den Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung, wovon die Gruppe der Roma und Sinti immer noch besonders betroffen ist. Wir schätzen sein empower-volles Engagement für die Community der Sinti und Roma und den Einsatz gegen Antiziganismus und Rassismus.
Viele Menschen mit internationaler Familiengeschichte in Köln erleben täglich Diskriminierung. Als Kinder erleben sie alltäglich Benachteiligungen im Kindergarten und in der Schule. Als Erwachsene finden sie keine Wohnung oder werden bei Vorstellungsgesprächen nicht berücksichtigt. Diese individuellen Erfahrungen werden auch durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen immer wieder bestätigt, ohne dass sich bisher wesentliches daran geändert hätte.
Integrationspolitik wird erschwert durch die Gegensätze zwischen Arm und Reich, die zu ungleichen Lebenschancen besonders im Bildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt, in den Stadtteilen beitragen. Besonders betroffen sind Menschen mit einer sichtbaren internationalen Biografie und Namen, die nicht wie Müller oder Schmidt lauten. Ihr Anteil an den Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen, die ohne Ausbildung und Arbeit sind und in schlechten Wohnverhältnissen leben, liegt über dem Durchschnitt.
Der Runde Tisch engagiert sich daher für eine Integrationspolitik, die dazu beiträgt soziale Ungleichheit abzubauen und allen Menschen in Köln, ob mit oder ohne Einwanderungsgeschichte die gleiche Teilhabe an Bildung, guter Arbeit, bezahlbarem Wohnraum und einem lebenswerten Wohnumfeld in allen Stadteilen zu ermöglichen. Wir wollen gleiche Rechte auf politische Mitbestimmung und Gestaltung.
Entgegen landläufiger Meinung haben Kinder und Jugendliche, die in internationalen Familien aufwachsen, nicht geringere Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten als andere Kinder – im Gegenteil: Mehrsprachigkeit – und nicht nur das – ist ein Vorteil, wenn er nur genutzt wird. Aber viele Kinder werden durch die soziale Lage und die Ferne ihrer Eltern zu unserem Bildungssystem sowie durch die unzureichende Ausstattung und Ausrichtung der Schulen am Lernerfolg gehindert.
Die Mutter aller Probleme ist eben nicht die Migration, – wie gerade immer wieder zu hören ist – sondern Armut und strukturelle und institutionelle Diskriminierung in Institutionen, die eine gerechte Verteilung von Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten verhindern.
Wir wollen, dass endlich mehr passiert, – sowohl beim Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung als auch bei der Forderung nach politischer, sozialer und gesellschaftlicher Teilhabe für alle hier lebenden Bürgerinnen und Bürger.
Der Tag heute dient aber nicht nur dazu, den gemeinsamen Forderungen nach gleichberechtigter sozialer Teilhabe, nach Wahlrecht und einer Gesellschaft ohne Rassismus Ausdruck zu verleihen, sondern er soll auch die weltweite Bedeutung der Roma-Kultur zeigen und diese feiern.
Daher wünsche ich allen heute einen festlichen Tag und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
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Der Festakt vor dem Rathaus endete mit Musik und Tanz. Am Samstag. dem 13.4. findet im Rom e.V. ein Kulturfest statt, zu dem Gäste ausdrücklich eingeladen sind.