Köln hat eine lange Einwanderungstradition. Von insgesamt 1,044 Millionen Kölnern und Kölnerinnen (2012) hatten 359.873 Personen (34 %) einen Migrationshintergrund. Bei den unter 6 jährigen sind es 50 Prozent bei den unter 18-jährigen beträgt der Anteil 48 % (insgesamt 78.000). Mit diesen Zahlen unterscheidet sich Köln kaum von anderen großen westdeutschen und westeuropäischen Städten. Festzuhalten ist, Integrationspolitik ist heute – und künftig noch verstärkt – von zentraler Bedeutung für die Zukunft unserer Stadtgesellschaft.
Integrationspolitik als soziale Herausforderung
Integrationspolitik muss vor allem für den sozialen Frieden und damit den Abbau von gegenseitigen Ängsten und von Fremdenfeindlichkeit, für die gegenseitige Anerkennung und die Begegnung der Kulturen, gegen Diskriminierungen und für die soziale und rechtliche Gleichstellung und die politische Teilhabe von Eingewanderten sorgen.
Integrationspolitik wird erschwert durch die Gegensätze zwischen Arm und Reich, die zu ungleichen Lebenschancen besonders im Bildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt, in den Stadtteilen beitragen. Besonders betroffen sind Eingewanderte. Ihr Anteil an den Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen, die ohne Ausbildung und Arbeit sind und in schlechten Wohnverhältnissen leben, liegt über dem Durchschnitt.
Wir engagieren uns für eine Integrationspolitik, die dazu beiträgt soziale Ungleichheit abzubauen und allen Menschen in Köln, ob mit oder ohne Einwanderungsgeschichte die gleiche Teilhabe an Bildung, guter Arbeit, bezahlbarem Wohnraum und einem lebenswerten Wohnumfeld in allen Stadteilen zu ermöglichen. Wir wollen gleiche Rechte auf politische Mitbestimmung und Gestaltung.
Integrationspolitik für den demografischen Wandel
Wenn Köln den demografischen Wandel gestalten will und auch in Zukunft viele junge und gut ausgebildete Menschen in unserer Stadt leben und arbeiten, muss eine gesamtheitliche moderne Integrationspolitik Bestandteil der Zukunftssicherung der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger sein. Dies gilt besonders für das Bildungs-und Ausbildungssystem. Die Statistiken über realen Bildungschancen von Migranten und Migrantinnen zeigen, dass wir von einer Gleichstellung noch weit entfernt sind. Zu gering ist der Anteil an den Oberstufen der Gymnasien und Berufskollegs, zu gering der Anteil an guten und zukunftsträchtigen Ausbildungsplätzen, zu wenig junge Migrantinnen und Migranten studieren und haben einen Hochschulabschluss.
Einerseits beklagt die Politik sinkende Kinderzahlen und die Überalterung der Gesellschaft. Andererseits erlauben wir uns den Luxus, die Bildung und Ausbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund nur unzureichend zu fördern. Bilingualer muttersprachlicher Unterricht in allen Schulformen, qualifizierte Ausbildungsplätze in Industrie und Dienstleistungen bis hin zu Ausbildungsquoten für junge Migrantinnen und Migranten etwa im öffentlichen Dienst, müssen in der gesamten Stadtregion angeboten werden. Weiterbildung und Hochschule müssen sich interkulturell mehr öffnen.
Integrationspolitik in der Stadt Köln
Integrationspolitik wurde in Köln nicht systematisch entwickelt, Die Handlungsmöglichkeiten der Kommune im Zusammenwirken mit den Akteuren der Stadtgesellschaft, mit Wirtschaft und Gewerkschaften verkannt und zu wenig genutzt. Zukunftschancen wurden so vertan. Köln reagiert inzwischen, aber es reagiert immer noch nur mit Stückwerk.
Die Stadt sowie Initiativen und Vereine haben oft Dank persönlichen Engagements ein beachtliches Niveau und vielversprechende Ansätze aufzuweisen. Zu nennen sind hier insbesondere der Integrationsrat als beratender Ausschuss des Stadtrates, das Kommunale Integrationszentrum, die Entwicklung einer Integrationslandkarte für Köln durch das Ausländeramt, die Interkulturellen Zentren, die Arbeit der Wohlfahrtsverbände deren Migrations- und Flüchtlingsberatung, die zahlreichen Initiativen, die Geflüchtete Willkommen heißen.
Festzustellen ist aber auch, dass man in Köln nicht von einer gesamtheitlichen, zukunftsorientierten Integrationspolitik sprechen kann. So ist das von über 300 Bürgerinnen und Bürgern entworfene Konzept zur Stärkung der integrativen Stadtgesellschaft nach wie vor nicht umgesetzt. Im Haushalt der Stadt werden weiterhin viel zu wenig Mittel für die Integration eingestellt. Für das Interkulturelle Maßnahmenprogramm fehlt es an einer verlässlichen Planung und ausreichenden Budgetierung. Die interkulturelle Öffnung der Verwaltung muss deutlich verbessert werden. Es fehlt ein Amt für interkulturelle Angelegenheiten, das die städtische Integrationspolitik in der Verantwortung der Stadtspitze bündelt.
Der Runde Tisch für Integration setzt sich für eine entschlossene und gesamtheitliche Integrationspolitik der Stadt ein, die alle beteiligt und mitnimmt, die es betrifft und die sich dafür engagieren.