Handlungsmöglichkeiten zur Vermeidung rassistischer Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe

Abschlussbericht des Projektes

Rassistische Diskriminierung bei der Vergabe von Wohnungen ist leider auch in Köln nichts neues. Ein Blick in die Geschichte der Einwanderung in unserer Stadt zeigt, dass Menschen mit internatio-naler Geschichte es von Beginn an schwer hatten, eine für sie geeignete und bezahlbare Wohnung zu finden. Obwohl es keine Wohnungsanzeigen mit dem Hinweis „keine Ausländer“ mehr gibt und sich das gesellschaftliche Klima gewandelt hat, erleben immer noch allzu viele Menschen, dass sie bei der die Vermietung einer Wohnung auf Grund von abwertenden Zuschreibungen zu ihrer oftmals vermuteten Herkunft, ihrem Namen, ihrem Aussehen, ihrer Sprache, nicht erfolgreich sind, dass ihre Anfragen auf Wohnungsanzeigen nicht beantwortet, sie auch bei erfolgreicher Vorstellung abgewimmelt oder bei der Vergabeentscheidung nicht berücksichtigt werden. Viele Ratsuchende wenden sich an die Allgemeinen Diskriminierungsbüros oder an andere Beratungsstellen für Migrantinnen und Migranten, aber nur die wenigsten wagen es zu klagen. Rassistische Diskriminie-rung bei der Wohnungsvergabe ist jedoch ein Thema in der Öffentlichkeit, für die Medien und die Politik und auch ein Dauerbrenner in der Satire.

Gestützt auf Umfragen der Allgemeinen Gleichbehandlungsstelle des Bundes zuletzt aus dem Jahr 2020, in denen 83 Prozent der befragten Menschen mit internationaler Geschichte die Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe als häufigste Form nennen, hat der Kölner Runde Tisch eine wissenschaftliche Betrachtung in Auftrag gegeben, die als qualitative Studie diese Diskriminierung auf dem Kölner Wohnungsmarkt in vielfältiger Form belegt.

Wir haben diese Bestandsaufnahme im März 2022 veröffentlicht und die Resonanz hat deren Ergebnisse bestätigt. Die in der Studie aufgezeigten Handlungsmöglichkeiten haben wir insgesamt in zwei Workshops mit Expertinnen und Experten aus der Stadtgesellschaft und der Verwaltung der Stadt vertieft. Dabei konnten wir auf gute Beispiele aus anderen deutschen Großstädten zurückgreifen – vor allem aus Dortmund und aus Berlin.

Den Abschlussbericht unseres Projektes mit den Handlungsvorschlägen finden Sie hier.

An erster Stelle steht die Notwendigkeit einer klaren und eindeutigen Positionierung der Stadt Köln für die Einhaltung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes und gegen jede Form der rassistischen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Dies beinhaltet auch eine Befassung der zuständigen Ausschüsse und einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit. Diese sollte verknüpft werden mit einer gemeinsamen Initiative aus der Stadtgesellschaft heraus, die insbesondere die Akteure des Wohnungsmarktes einbezieht. Stadt, Wohnungswirtschaft und die Zusammenschlüsse Betroffener sollten regelmäßig zusammenkommen, eine Anlaufstelle die Entwicklung beobachten und Fachdialoge organisieren. Zudem ist eine Unterstützung der Beratungsstellen in Bezug auf die Einhaltung der Vorschriften des AGG notwendig, um Wohnungssuchende zu unterstützen und auch Vermietende über ihre Rechte und Pflichten zu beraten.

(W. Uellenberg – van Dawen)

Chancengerechtigkeit auf dem Kölner Wohnungsmarkt

lautet der Titel einer Studie von Hannah Brill und Mariam Manz im Auftrag des Kölner Runden Tisches für Integration. Die Erhebung untersucht rassistische Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe in Köln. Dank der Spendenverdopplungsaktion der Bethe Stiftung, kann die Studie veröffentlicht werden. Die Präsentation der Ergebnisse mit anschließender Diskussion findet am 10. März statt.

Mehr Fairness auf dem Kölner Wohnungsmarkt!

In Köln besteht für Haushalte mit einem geringen Haushaltseinkommen eine enorme Versorgungslücke an bezahlbarem Wohnraum. Für arme und armutsgefährdete Haushalte fehlen insgesamt rund 86.008 Wohneinheiten. Dies wird auch bei Betrachtung der Mietbelastung hinsichtlich der einzelnen Einkommensgruppen deutlich. Die Mietbelastung ist extrem ungleich verteilt. So müssen Haushalte mit einem Monatseinkommen von unter 1000 Euro rund 59% für ihre Miete aufwenden. Bei einem Nettohaushaltseinkommen von über 4000 Euro wird dagegen im Durchschnitt nur rund 19% für die Deckung der Miete benötigt.

Es gibt unabhängig von der Einkommenssituation weitere Kriterien, die es erschweren, eine angemessene Wohnung in Köln zu finden. Bei manchen Vermier*innen sind Kinder nicht gern gesehen. Oder sie lehnen Student*innen oder ältere Menschen ab. Besonders viele Absagen erhalten Menschen mit internationaler Geschichte. Oft reicht es, wenn einst die Großeltern als Gastarbeiter nach Köln gekommen sind oder der Name ausländisch klingt. Ob die Enkel einen akademischen Abschluss haben oder verbeamtet sind, spielt für manche Hauseigentümer*innen keine Rolle, wenn der Name der Bewerber*innen einen fremden Klang hat. Für Geflüchtete und Zugewanderte, die die Sprache noch nicht gut beherrschen, ist es noch viel schwieriger.

Ziel des Projekts ist es, eine konstruktive Debatte anzustoßen

Im April 2021 haben die beiden Wissenschaftlerinnen Hannah Brill und Mariam Manz mit ihrer Untersuchung zum Kölner Wohnungsmarkt begonnen. Als Datenbasis dienten Statistiken der Stadt und der Kölner Lebenslagenbericht sowie qualitative Interviews mit Beratungsstellen, Migrant*innenselbstorganisationen, dem Kölner Mieterverein und mit Menschen, die selbst Diskriminierungserfahrungen bei der Wohnungssuche gemacht haben.

„Es gibt international und auch in Deutschland immer mehr wissenschaftliche Studien zur Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Für Köln im Speziellen gab es bisher aber noch keine empirischen Untersuchungen. Unsere Erhebung soll diese Lücke schließen und als Anlass für eine konstruktive Debatte in der Stadtgesellschaft dienen.“ erläutern die Stadtforscherinnen Mariam Manz und Hannah Brill bei der Vorstellung der Erhebung.

Die Autorinnen der Studie
Hannah Brill und Mariam Manz präsentieren erste Ergebnisse im Koordninierungsausschuss des Runden Tisches

Höhere Mieten, schlechtere Lagen

„Es gibt eine harte Konkurrenz und in diesem Kampf haben Menschen mit internationaler Geschichte meist schlechte Karten.“ So die Wissenschaftlerinnen.

„Bei der Wohnungssuche bekommen sie meist keine Zusagen, werden nur selten zu Besichtigungen eingeladen und als Mieter*innen häufig kategorisch ausgeschlossen. Die Wohnungen, die ihnen angeboten werden, sind oft zu klein und mancherorts überteuert. Berichtet wird von illegalen Maklerprovisionen und befristeten Verträgen. Außerdem liegen die Wohnungen, die zur Anmietung zur Verfügung stehen oft in peripher gelegenen schlecht angebundenen Vierteln.“

Das ist grob zusammengefasst der bisher ermittelte Stand der Erhebung. Details, Analysen von Daten und Auszüge aus Interviews folgen. Was die Autorinnen gemeinsam mit dem Runden Tisch für Integration erreichen wollen ist, in der Stadt ein neues Bewusstsein zu wecksen und Bündnisse von Akteur*innen zu initiieren, die den Handlungsbedarf erkennen und entsprechend tätig werden.

Wenn wir am Missstand der unfairen Wohnungsvergabe etwas ändern wollen, dann brauchen wir einen Dialog aller Beteiligten, eine bessere Beratung und vor allem öffentliche Aufmerksamkeit.“ So die Schlussfolgerung von Hannah Brill und Mariam Manz.