Der Kölner Runde Tisch trauert um sein langjähriges Mitglied Kurt Holl

Kurt Holl, Jahrgang 1938, ist am 10. Dezember 2015 gestorben. Er stand für engagiertes Streiten und Handeln, trat gegen Ungerechtigkeit und soziale Missstände ein. Bekannt wurde er u.a. dadurch, dass er 1979 die Geschichte des Kölner El-De-Hauses und die Wandinschriften der Häftlinge im früheren Gestapokeller in die Öffentlichkeit brachte. Er war nicht nur an der Einrichtung des NS-Dokumentationszentrums beteiligt, sondern gehörte zu den Gründern des Rom e.V., den er über viele Jahre begleitete. 2011 wurde ihm für sein Wirken gemeinsam mit Hedwig NevenDuMont die Alternative Kölner Ehrenbürgerwürde verliehen.

AntiDiskriminierungsBüro Köln veröffentlicht Jahresbericht 2014

Seit 20 Jahren leistet das AntiDiskriminierungsBüro Köln (ADB) des Vereins Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.  nun schon erfolgreiche rassismuskritische Antidiskriminierungsarbeit. Dieses Jahr hat das ADB seinen Jahresbericht 2014 unter dem Motto „Sprache schränkt uns ein“ herausgegeben.

„Mit der Wahl des Mottos möchten wir auf Grenzen aufmerksam machen, die wir für selbstverständlich nehmen und entsprechend selbstverständlich auch über unsere eigene Sprachwahl ziehen.“ erklärt Mira Ragunathan, Referentin und Beraterin des ADB Köln. „2014 wurden öffentlichkeitswirksame Ereignisse gezielt genutzt, um ein kulturelles „Wir“ und „die Anderen“ herzustellen und gesellschaftliche Ausschlüsse zu begründen.“ so Ragunathan weiter.

Dies legen auch die steigenden Fallzahlen in der Antidiskriminierungsberatung nahe: Während das Büro 2012 noch 71 Fälle und 2013 87 Fälle verzeichnete, kam es 2014 zu 104 gemeldeten Diskriminierungsvorkommnissen. „Aus unserer Sicht war das Jahr 2014 ein Spiegel dafür, dass unser Engagement gegen Rassismus weiterhin erforderlich sein wird. Es stellt sich jedoch die Frage, ob wir diesen Arbeitsauftrag mit 1,7 Stellen auch zukünftig ausreichend erfüllen können.“ gibt Ragunathan zu bedenken.

Als Bestandteil des Jahresberichts veröffentlicht das ADB Köln die statistische Auswertung der eingegangenen Diskriminierungsbeschwerden. Die gemeldeten Diskriminierungsfälle dienen als Grundlage für die Öffentlichkeitsarbeit und die Projektarbeit des ADBs. Um die Medien gegenüber der verwendeten Sprache zu sensibilisieren, veranstaltete das ADB Köln beispielsweise gemeinsam mit der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus (ibs) eine Tagung mit dem Titel „Sprache schafft Wirklichkeit“ und veröffentlichte ein gleichnamiges Glossar. Darüber hinaus hielten und organisierten die Mitarbeiter_innen Vorträge sowie Antidiskriminierungs- und Empowermentworkshops.

Das AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln in Trägerschaft des Vereins Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V., setzt sich seit 1995 aktiv dafür ein, eine Kultur der Gleichbehandlung zu verwirklichen. Das Büro berät und begleitet Menschen, die von Ausgrenzung und Benachteiligung betroffen sind, und ermutigt diese, für ihre Rechte einzustehen.

Der Jahresbericht kann unter www.oegg.de/index.php?de_ab-2008 heruntergeladen werden oder unter folgender Adresse gegen Porto oder eine freiwillige Spende bestellt werden:

ADB

E-Mail: info@oegg.de

 

Keine Hallenunterbringung für Flüchtlinge

Ein Beitrag zum internationalen Tag der Menschenrechte von Klaus Jünschke

Mit der Hallenunterbringung kehrt die Kölner Stadtverwaltung zur alten Abschreckungspolitik zurück.

Der Kölner Oberstadt-Direktor Rossa erklärte am 9. Juni 1982 in München: „Kommen Sie zu uns (…) und sehen Sie sich auch unsere Gemeinschaftsunterkünfte an. Ich gebe zu (…) wir gehen eben genau diese Gratwanderung, um es nicht zu schön zu machen. Sonst spricht es sich nämlich rum, dass es toll ist, in Köln Asylant zu sein.“ (DST-Beiträge zur Sozialpolitik, Heft 14, Köln 1982)

Mitte der 90er Jahre wurde das Abschreckungskonzept gegenüber Flüchtlingen von der damaligen Sozialdezernentin Frau Dr. Christiansen noch einmal bekräftigt: man sollte es bis auf den Balkan hören. Bewusst wurde ein Provisorium bei der Flüchtlingsunterbringung aufrechterhalten, um zukünftige Flüchtlinge präventiv abzuschrecken. Der entsprechende Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.12.1995 war mit „Köln kein idealer Ort mehr. Runder Tisch kritisiert die Stadt und die Flüchtlingspolitik“ überschrieben.

Der Kölner Runde Tisch für Integration hatte im April 2002 Jochen Köhnke, Dezernent für Migration und interkulturelle Angelegenheiten der Stadt Münster, eingeladen. Das Münsteraner Konzept sah die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen in kleinen Häusern mit max. 50 Plätzen vor, die über die ganze Stadt verteilt werden sollten. Siehe dazu das Interview von Barbara A. Cepielik mit ihm: http://www.ksta.de/koeln/muenster-betreibt-eine-andere-fluechtlingspolitik-als-koeln,15187530,14442334.html

Im Juli 2004 legte der auf Initiative des Kölner Runden Tisches für Integration eingerichtete Kölner Runde Tisch für Flüchtlingsfragen einen Konzeptentwurf zur Neuausrichtung der Kölner Flüchtlingspolitik vor. Seine Arbeit ist gut dokumentiert.

Ende 2015 ist die Verwaltung der Stadt Köln zur alten Abschreckungspolitik zurückgekehrt: Am Freitag, den 4.12.2015 stand im Kölner Stadt-Anzeiger, dass die ersten fünf Leichtbauhallen zur Flüchtlingsunterbringung in Ostheim aufgebaut werden. In jeder Halle sollen 80 Flüchtlinge untergebracht werden. Bis zu 15 solcher Standorte mit Leichtbauhallen soll es in Köln geben. Siehe Seite 2 des aktuellen Newsletter des Kölner Flüchtlingsrates: http://koelner-fluechtlingsrat.de/neu/userfiles/pdfs/FluePolNa2015-11%20%28Repariert%29.pdf

Für alle, denen es an der nötigen Phantasie fehlt, gibt es Studien, die belegen, dass die Integration der Flüchtlinge durch die Unterbringung in Sammelunterkünften erschwert wird. Alternativen gibt es nicht nur in  Münster…

sondern auch in Starnberg
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/fluechtlingsunterkuenfte-quadratisch-wohnlich-rentabel-1.2761705
oder in Herbolzheim
http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/fluechtlingsunterbringung-so-funktioniert-das-herbolzheimer-modell
und auch von IKEA.
http://www.takepart.com/article/2015/04/10/ikea-refugee-shelters-iraq?cmpid=tp-ptnr-ajplus

 

Podiumsdiskussion am 15.12.2015 – Kein Asyl für Roma in Köln?

Dienstag, 15. Dezember 2015,19:00 Uhr
studio dumont, Breite Straße 72, 50667 Köln

Kein Asyl für Roma in Köln?

Die neuen Asylgesetze sollen dafür sorgen, dass Flüchtlinge aus sogenannten sicheren Herkunftstaaten nicht mehr auf die Kommunen verteilt werden. Sie sollen bis zur Abschiebung in Landeseinrichtungen kaserniert werden.
Aber auch die in den Kommunen  länger lebenden Flüchtlinge sind betroffen: Wer aus einem „sicheren Herkunftsland“ kommt, soll rasch abgeschoben werden!
Damit werden Integrationserfolge der Roma Kinder, die z.B. bei Amaro Kher in die Schule gehen oder die gemeinsam in der Kita leben, brutal unterbrochen. Abschiebeangst macht sich unter den Eltern breit.
Die Mehrheit von Bundestag und Bundesrat erklärt per Beschluss, dass es keinen Grund gibt, aus einem „sicheren Herkunftsland“ zu flüchten.
Doch wie „sicher“ sind diese Staaten, besonders für die Minderheit der Roma?

Zur Veranstaltung im studio dumont laden der Rom e.V. und der Kölner Flüchtlingsrat e.V. gemeinsam ein! Auf dem Podium diskutieren
Volker Beck (MdB), Bündnis 90/Die Grünen, Sprecher für Innenpolitik,
Dagmar Dahmen, Stellv. Leiterin des Amtes für Öffentliche Ordnung Stadt Köln,
Hasiba Dzemajlji, Sozialberatung Rom e.V., Köln und
Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrates e.V.

Moderation: Isabel Schayani, Journalistin

Der Eintritt ist frei